Schloss Nymphenburg
Das Schloss war die Sommerresidenz der Bayerischen Kurfürsten und Könige. In Auftrag gegeben von Kurfürst Ferdinand Maria, der Mitte des 17.Jh. an der Regierung war, und seiner Gemahlin Henriette Adelaide von Savoyen aus Dankbarkeit für die lang ersehnte Geburt eines Sohnes als Thronfolger in 1662. Auf Initiative von Henriette Adelaide wurde als erster Architekt Agostini Barelli, der sich im neu aufgekommenen italienischen Barockstil einen Namen gemacht hatte, bestellt.
Der würfelförmige Bau mit seiner barocken Freitreppe (heute Mittelteil) wurde 1664 begonnen und ist bis heute das Herzstück der Schlossanlage. Spätere Erweiterungen durch den Sohn Max Emanuel, dessen Geburt ja der Anlass zum Schlossbau war. Er ließ ab Beginn des 18. Jahrhunderts Nymphenburg zu einer repräsentativen Sommerresidenz ausbauen. Das Schlossrondell mit den Kavaliersbauten dann durch dessen Sohn Kurfürst Karl Albrecht.
Nachdem man sich mit Barelli überworfen hatte, waren noch eine ganze Reihe anderer Architekten an der Konzeption beteiligt: Henrico Zuccali und G.A.Viscardi, später dann vorallem Joseph Effner - ein bayerischer Hofarchitekt. Sieht man die Seitenflügel mit der ehem. Orangerie und dem Marstall auf der gegenüberliegenden Seite als Teil des Schlosses und nicht als eigenständigen Bau an, ergibt sich eine Fassadenlänge von etwa 700 m. Damit ist Nymphenburg das größte Barockschloss Deutschlands.

Die Highlights im Inneren:
Der Steinerne Saal mit Deckenfresken des berühmten Johann Baptist Zimmermann, der mit seinem Brunder Dominikus zusammen die Wieskirche gestaltet hat, das Bett, in dem Märchenkönig Ludwig II. am 25.August 1845 auf die Welt kam, und die Schönheitengalerie von König Luwig I. - damals eine Sensation, weil Ludwig I. nicht nur - wie damals üblich - Angehörige der fürstlichen Familie und adelige Hofdamen, sondern auch hübsche Bürgerstöchter in die Galerie aufnahm. Zu einigen hatte er sogar eine Beziehung wie zB. zu der Schuhmachers-Tochter Helene Sedlmayr, die als "schöne Münchnerin" in die Geschichte eingegangen ist. Sich darüber zu amüsieren, wäre allerdings verfehlt, denn während sich die Regenten vor ihm Mätressen quasi als Statussymbol hielten (Kurfüst Karl Albrecht hatte 16 offizielle und 40 inoffzielle Mätressen), war bei Ludwig I. immer echte Liebe im Spiel. Ein Gemälde in der Galerie zeigt auch seine letzte große Liebe, die Tänzerin Lola Montez - ein Liebe, die ihn schließlich den Thron kosteste. Weil Lola die Verliebtheit des Königs nutzte, um sich in die Politik einzumischen, kam es zu Protestkundgebungen der Bürger gegen die Liaison, sodass er schließlich abdanken musste.
Die Innenräume des Hauptschlosses können das ganze Jahr über besichtigt werden. Auch Geräte für eine Audio-Führung sind an der Kasse erhältlich.

Der Schlosspark
Hinter dem Schloss Blick in den wunderschön angelegten Schlosspark, der zu Spaziergängen einlädt. Größe ca.180 ha. Ursprünglich war der ganze Park im französischen Stil gestaltet (geometrisch angelegte Blumenbeete und hohe Hecken). König Max I. ließ den Park Anfang des 19.Jh von Gartenachitekt Friedrich Ludwig von Sckell im Stil eines englischen Landschafts-Gartens umgestalten. Nur der Teil direkt hinter dem Schloss - das sog."Große Parterre" - ist noch französisch.
Ostern bis Mitte Oktober können Gondelfahrten auf dem Schlosskanal gebucht werden.

Die Parkburgen
Im Park verteilt stehen mehrere sog. Parkburgen: Auf der südlichen Seite des Kanals an einem See die Pagodenburg mit asiatischer Inneneinrichtung, wie es damals bei europäischen Fürstenhöfen große Mode war (sog."China-Mode"). Dann nördlich des Kanals die Badenburg mit dem ersten innenliegenden beheizbaren Schwimmbad der Neuzeit - ein Lustschlösschen. Oben auf der Galerie stand der Kurfürst und hat den Badenixen beim Baden zugeschaut. Nicht weit vom Hauptschloss die Amalienburg, die Kurfürst Karl Albrecht als Jagdschloss für seine jagdbegeistertre Gemahlin Maria Amalie von Rokokoarchitekt Francois Cuvillies errichten ließ. Der Spiegelsaal, ausgestaltet von J.B.Zimmermann, gilt als großartigste Raumschöpfung des Rokoko. Nördlich vom Kanal dann noch die Magdalenenklause, eine künstliche Ruine im Stil einer Einsiedelei. In die hat sich Max Emanuel in den letzten Jahren seines Lebens gerne zurückgezogen, um sich vom höfischen Leben zu erholen.
Die Parkburgen können nur im Sommerhalbjahr im Inneren besichtigt werden.

Anfahrt
Vom Stadtzentrum (Hauptbahnhof, Karlsplatz) mit der Straßenbahn Linie 17 zur Haltestelle "Schloss Nymphenburg". Von dort 10 Minuten zu Fuß am Schlosskanal entlang zum Schloss. Normaler Innenstadttarif M.


Das Marstall-Museum
In einem Seitenflügel des Schlosses das Marstallmuseum, eine umfangreiche Sammlung von Galawagen, höfischen Prunkkutschen und Prunkschlitten. Absolutes Glanzstück des Museums ist die Prunkkutsche ("Hochzeitskutsche") von Märchenkönig Ludwig II. Im 1.OG eine Sammlung mit Nymphenburger Porzellan.






Text © Rolf Gross für "München Erleben"